Chronik zum Wiederaufbau der Schützenhalle
Im Schützenjahr 1967 sah es fast so aus, als wollte man den Schützenbund Talge-Langen e.V. vollkommen ruiniert sehen. Nachdem etwa im Juli 1967 der Festplatz auf dem herrlich gelegenen Schulting durch die Verkoppelung erheblich in Mitleidenschaft gezogen wurde, erlebten am 17. Oktober 1967 alle Schützenbrüder die wohl bitterste Enttäuschung. Ein orkanartiger Sturm hatte drei direkt an der Halle stehende Bäume auf das Dach niedergehen lassen. Jeder Mensch konnte sich ausrechnen, was von der schönen Schießhalle übrig geblieben sein würde.
Schützenbruder Willi Budke, der auch später die gesamte Bauleitung für die Errichtung der neuen Halle freiwillig übernahm, wurde gebeten, ein provisorisches Gutachten zu erstellen. Danach sah es so aus, als sei ein Wiederaufbau der alten Halle unmöglich, was sich später auch bestätigte.
Aufgrund dieser Tatsache wurden alle Mitglieder des Talge-Langener Schützenbundes am 22. Oktober 1967 zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, die im Vereinslokal König-Hollrah in Langen stattfand, einberufen. Die große Teilnehmerzahl ließ erkennen, wie nahe dieses Ereignis einem jeden Mitglied gegangen sein musste. Nicht nur die aktiven, die wohl in erster Linie an einem Wiederaufbau interessiert waren, sondern auch viele passive Mitglieder hatten keine Mühe gescheut, an dieser Versammlung teilzunehmen.
Der derzeitige Präsident, Gustav Vortmann, der sich, das sei hier schon erwähnt, unter tatkräftiger Unterstützung des derzeitigen Kommandeurs Fritz Wehrmann, mit allen ihm zur Verfügung tehenden Mitteln und Kräften für den Wiederaufbau einsetzte, legte in kurzen, aber präzisen Worten allen Schützenbrüdern den Sachverhalt dar. Nach einer längeren Diskussion war man sich darüber einig, dass es auch in Zukunft ohne Schießhalle nicht gehen würde, zumal sich der Schießsport in steigendem Maße wieder größerer Beliebtheit erfreue. Dieses sei klar aus der Beteiligung an den regelmäßig stattfindenden Übungsschießen zu erkennen.
Es wurde daher beschlossen, auf den Grundmauern der bisherigen Halle die neue Schießhalle in massiver Bauweise zu errichten.
Da so ein Neubau bzw. Wiederaufbau mit erheblichen Unkosten verbunden sein würde, musste in erster Linie über die Finanzierung beraten werden. Aus dem vom Kassierer, Hans Siering, dargelegten Kostenbericht war zu entnehmen, dass die Halle aus Mitteln des Schützenbundes nicht errichtet werden könne.
Es wurde daher vorgeschlagen, die Kosten für das erforderliche Material durch eine Umlage bzw. durch freiwillige Spenden zu decken. Die anfallenden Arbeiten müssten auf freiwilliger Basis und ohne jegliche Vergütung durchgeführt werden. Die Frage der Umlage stieß erwartungsgemäfl auf hartnäckigen Widerstand. Auf diesem Wege wäre jedes Mitglied verpflichtet gewesen, den von der Versammlung festgesetzten Betrag zu zahlen. Dieses hätte nach Ansicht verschiedener Schützenbrüder zur Folge gehabt, daß mehrere, in erster Linie passive Mitglieder, aus dem Schützenbund ausgetreten wären. Dieses Risiko wolle man nicht eingehen. Zweckmäßigerweise entschied man sich dann für die freiwillige Spendenaktion, was sich später auch wohl als vorteilhaft erwiesen haben dürfte.
Es wurde beschlossen, schon bald mit dem Einziehen der Spenden zu beginnen. Zu diesem Zweck wurden die Gemeinden in mehrere Bezirke aufgeteilt. Die Schützenbruder Walter Wehrmann, Gerd Meier, Willi Budke, Gustav Vortmann, Wilhelm Wehrmann, Helmut Backer, Fritz Wehrmann, Walter Landwehr und Willi Döller erklärten sich bereit, die nicht ganz leichte Aufgabe zu übernehmen. Als die Spendenaktion beendet war, stand dem Schützenbund der ansehnliche Betrag von 5.218,25 DM zur Verfügung. Die Gemeinde Talge zeigte sich von ihrer besten Seite und stellte einen Betrag von 500 DM zur Verfügung. Auch die Gemeinde Langen bewilligte einen Zuschuss von 100 DM, so dass insgesamt 5.618,25 DM für den Wiederaufbau der Schießhalle bereitstanden.
Die Spendenlisten sind dieser Chronik in Abschrift beigefügt. Die Originale befinden sich bei den Unterlagen des Kassierers.
Aber nicht nur Geldspenden wurden dem Schützenbund zuteil. Die Schützenbrüder Ulrich Nietfeld, Erich Bramsche, Hermann Sickmann, Heinrich Sickmann und Justus Block spendeten für das geplante Bauvorhaben Holz. Schützenbruder Hermann Beinke transportierte das gespendete Holz kostenlos zum Sägewerk Krümberg nach Nortrup.
Sämtliche Arbeiten, die im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau der Schießhalle standen, wurden von den Helfern und Handwerkern auf freiwilliger Basis und ohne jegliche Entschädigung durchgeführt.
Die Formalitäten waren erledigt, der Wiederaufbau konnte beginnen. Wie bereits erwähnt, übernahm Willi Budke die Bauleitung. Er hatte die Absicht, die Schießhalle noch vor Einsetzen des Frostes im Rohbau fertig zu stellen, was jedoch nicht ganz gelang.
Zunächst mussten die sterblichen Überreste der alten Halle sowie die darauf "ruhenden" Bäume entfernt werden. Schon am 28.10.1967 begann man mit den Aufräumungsarbeiten. Nach ca. 5 angesetzten Arbeitsdiensten war der Bauplatz sauber für die Maurer. Da die Halle mit Hohlwand versehen werden sollte, mussten zunächst die Grundmauern verstärkt werden. Die Schützenbrüder Kalatzka, Asmus und Mehlhose setzten sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Kräften dafür ein, dass am 2.12.1967 der Grundstein zur neuen Halle gelegt werden konnte.
Alterspräsident Wilhelm Wehrmann ließ es sich nicht nehmen, auch für die neue Halle den ersten Stein zu vermauern. Aus dem derzeitigen Vorstand legten der Präsident Gustav Vortmann, der Kommandeur Fritz Wehrmann und als Bauleiter Willi Budke einen Grundstein. Es gelang den Maurern (die Arbeiten konnten nur in der Freizeit verrichtet werden), den Bau soweit voranzutreiben, dass am 20.12.1967 die neue Schießhalle gerichtet werden konnte. In tagelanger Arbeit hatten vorher Willi Budke, Gerd Middendorf, Richard Tapken und August Medeke das Dach soweit gefertigt, dass es nur noch aufgesetzt zu werden brauchte. Noch am 20.12.1967 konnten die Eternitplatten, die für das Dach gewählt wurden, verlegt werden.
Schützenbruder Heinz Klick und selbstverständlich viele freiwillige Helfer, die nicht alle im Einzelnen erwähnt werden können, machten sich beim Richten der Halle mit nützlich.
Das benötigte Holz für den Wiederaufbau wurde von den bereits erwähnten Schützenbrüdern kostenlos zur Verfügung gestellt und von Sägewerksbesitzer Krümberg, Nortrup, geschnitten.
Nachdem die Halle im Rohbau fertiggestellt war, konnte mit den Innenarbeiten begonnen werden. Beim Verputzen der Seitenwände half den bereits erwähnten Maurern auch noch Otto Knuth. Die Decke aus Spanplatten wurde von den genannten Zimmererleuten verlegt. Die Elektroarbeiten gehen größtenteils auf das Konto unseres "Betriebselektrikers" Hermann Reddehase. Aber auch Schützenbruder Walter Netz, der bereits seit längerer Zeit in Bokel wohnt, liess es sich nicht nehmen, an der Neugestaltung der Halle mitzuwirken. Der Stellv. Kommandeur Karl-Heinz Weiss, der sich nebenberuflich als "Pinselquäler 'betätigt, übernahm die Malerarbeiten, die er zur Zufriedenheit aller Mitglieder ausgeführt haben dürfte. Die Tischplatten fertigte Willi Budke an, die Stühle besorgte der jetzige Präsident Walter Wehrmann. Schreibtisch und Schrank fertigte Heinz Gust an. Die Theke wurde von Karl Mannek erstellt. Damit war eine Inneneinrichtung geschaffen, die sich überall sehen lassen kann.
Alle hier nicht im Einzelnen aufgeführten Arbeiten wurden selbstverständlich zur vollkommenen Zufriedenheit erledigt. Hierfür standen immer hilfsbereite Mitglieder, die auch immer für die Handwerker da waren, zur Verfügung, die dazu beitrugen, die Schießhalle in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Nachdem die Halle von außen ausgefugt, die Windfedern gestrichen und das Emblem des Talge-Langener Schützenbundes, angefertigt von Schützenbruder Karl Backer, in den Giebel der Halle eingefügt worden war, konnte die Halle übergeben werden.
Es ist nicht möglich, hier alle Mitglieder, die an der Entstehung der neuen Halle mitgewirkt haben, namentlich zu nennen. Da dieses zu weit führen würde wird gebeten, sich nicht beleidigt zu fühlen, wenn sein Name nicht erwähnt wurde. Bestimmt ist er in der Spendenliste wiederzufinden, was für jeden einzelnen schon eine Genugtuung bedeuten darf.
Zusammenfassend kann jedoch gesagt werden, dass sich alle Mitglieder sowie viele Freunde und Gönner des Talge-Langener Schützenbundes mit allen Mitteln, die ihnen zur Verfügung standen, am Wiederaufbau der Halle beteiligt haben. Aber auch nur so war es möglich, dass wir heute eine Halle auf dem Schulting vorfinden, die für einen Schützenbund nicht alltäglich ist.
Für die großzügigen Spenden sowie für die freiwillige Mithilfe aller sei an dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön gesagt. Der derzeitige und jetzige Vorstand sollen aber nicht ins Hintertreffen geraten. Ihnen ist es wohl zu verdanken, dass die ganze Angelegenheit "Bau der Schißflhalle" bis zum Schützenfest 1968 zu den Akten gelegt werden konnte.
Die Einweihung der neuen Schießhalle fand bei sommerlichem Wetter am 21.4.1968 statt. Erfreulicherweise hatten sich zahlreiche Mitglieder zu dem kleinen Umtrunk, der auf Kosten des Schützenbundes veranstaltet wurde, eingefunden. Er konnte selbstverständlich nicht die Arbeit und Mühe eines jeden Einzelnen entlohnen, es sollte aber auch nur ein Zeichen des Dankes sein.
Zum Schluss darf noch einmal festgestellt werden, dass sich beim Wiederaufbau gezeigt hat, wie sehr sich das Schützenwesen in unseren Reihen noch allgemein großer Beliebtheit erfreut. Dank des Idealismus war es möglich, eine neue Halle zu errichten.
Wir wollen hoffen und wünschen, dass dieser Idealismus auch in Zukunft bestehen bleibt. Es wäre zu schade, wenn die neue Halle, die bestimmt länger als eine Generation stehen wird, für ein Nichts gebaut worden wäre.
Aufgestellt, Langen im Juni 1968 (Heinrich Medeke, Schriftführer)
Chronik zum 100-jährigen Jubiläum des Schützenbundes Talge-Langen
Entstanden sind die nach Art der Handwerkerzünfte organisierten Schützengesellschaften, Schützengilden oder Schützenvereine, die vielfach zugleich kirchliche (meist den heiligen Sebastian als Schutzpatron verehrende) Bruderschaften bildeten, seit der Mitte des 14. Jahrhunderts.
So dürfte auch die Geschichte der Schützenvereine Talge und Langen aus weit früherer Zeit zu verfolgen sein, doch trägt das älteste Schild der heutigen Schützenkette die Inschrift "Hofbesitzer D. König, Langen 1889".
1889 wurde das erste gemeinsame Schützenfest des Talge-Langener Schützenbundes auf dem Hof Röwekamp begangen. In der Scheune wurde getanzt und im Keller Wein ausgeschenkt.
Der König wurde nach alter Tradition beim Adlerschießen ermittelt. Als Waffe stand der Vorderlader zur Verfügung. Lange sollte die Eintracht und Freude an den Festtagen auf dem Röwekampschen Hof nicht währen. Durch den Einspruch der Feuerversicherung, die das Risiko während der Festtage nicht zu tragen gedachte, stellte man dort das Schießen und Feiern ein und übersiedelte auf den Meyerhof. Hier wurde auch der letzte König vor dem ersten großen Weltkrieg, Hermann Amerland 1906 zu "S.M. Hermann der Zweite" proklamiert.
1924, die Wunden des verheerenden Krieges waren allmählich vernarbt, waren es Wilhelm Wehrmann, Georg Schneithorst, Diedrich und August Trimpe, die den Schützenverein Talge-Langen neu gründeten. Als Schützenplatz erkor man den auch heute noch bestehenden Schulting in Talge, der vom Hof Wissenburg-Jellmann zur Verfügung gestellt wurde.
Neu war seit 1924 auch das Schützenfest der Kinder. Sie schossen - wie auch heute noch - mit der Armbrust auf den Adler. 1928 wurde der Schützenverein umbenannt in "Schützenbund Talge-Langen e.V.". In diesem Jahr war Wilhelm Bergfeld aus Langen Majestät. Auf seiner Königsplakette wird auf zwei Ereignisse des Jahres 1928 hingewiesen, an die sich die Älteren sicherlich noch erinnern werden: "Der erste Passagierflug nach Amerika und ein Winter wie er seit 50 Jahren nicht mehr war".
Im darauf folgenden Jahr, 1929, wurde eine neue Schießanlage auf dem Schulting erstellt. Heinrich Staden aus Bersenbrück (S.M. Heinrich IIQ) erinnert daran mit folgendem Spruch auf seiner Königsmedaille: "Auf Schultings Platz fürwahr, schießen Talge-Langener Schützenleut wunderbar, mit sicheren, festen Händen, auf neu angelegten Ständen!" Als 1935 die Vorstände aller Schützenvereine aufgelöst wurden und durch Ortsführer ersetzt wurden, als damit gleichzeitig auch das traditionsreiche "Horrido auf die Majestät" durch ein "Siegheil auf unseren Führer und Volkskanzler Adolf Hitler" vertauscht wurde, wurde es auch auf dem heimischen Schulting bald ruhig. Das Geknalle der Vorderlader beim friedlichen Adlerschießen wurde von einem weltweiten Donner der Kanonen übertönt.
Nach Kriegsende fand am 18. September 1949 endlich wieder ein friedliches Schützenfest auf dem Schulting statt. Hermann Middendorf erkämpfte sich die Königswürde mit der Armbrust, denn die 1945 eingezogenen Gewehre waren von der Besatzung noch nicht wieder freigegeben worden.
An die Königskette, die in den Nachkriegsjahren vom damaligen stellvertretenden Präsidenten Dietrich Vortmann in Sicherheit gebracht worden war, heftete Hermann Middendorf seine Plakette mit der Inschrift "Schützenbrüder, treu bewahrt die alte Niedersachsenart". Dieser Satz sollte dann auch zum Wahlspruch des Schützenbundes werden, wie man noch heute in der Schießhalle auf dem Schulting sehen kann.
Ihr 65. Schützenfest feierten die Talge-Langener Schützen 1954. Jubelkönig wurde Gustav Bödeker aus Langen. 1967 vernichtete ein Sturm die Schießhalle. Nach tatkräftiger Hilfe vieler Schützenbrüder in materieller wie finanzieller Art wurde sie schon bald wieder neu erstellt. Der Spruch des damaligen Königs Heinrich von Heine aus Langen lautete dann auch: "Schießhalle durch Sturm vernichtet, in Stein und Einigkeit neu errichtet".
Im Jahre 1973 wurde eine Damenschießgruppe gebildet, die damals wie auch heute noch von Hermann Peselmann betreut wird und mittlerweile beachtliche Erfolge erzielen konnte.
In der Zwischenzeit wurden auch die Luftgewehrstände überdacht und von innen verkleidet, so dass sowohl im Sommer als auch im Winter ein regelmäßiger Schießbetrieb in einer 1980 mit Holz verkleideten Schießhalle stattfinden kann. Dazu stehen 8 automatisch betriebene Luftgewehrstände und 3 KK-Stände zur Verfügung.
1979 konnte man sein 90. Schützenfest auf dem Schulting feiern. Jubelkönig wurde Hans Thiessen aus Talge. Gleichzeitig wurden alle bisherigen noch lebenden Majestäten zu einem Königsschießen eingeladen. Exmajestätenkönig wurde der heutige Ehrenpräsident Heinrich Trimpe aus Wulften.
Im Jubiläumsjahr 1989 wird das Schützenvolk von S.M. Josef Kröger (Josef I.) aus Bersenbrück angeführt. Königin ist seine Ehefrau Hannelore. Als Adjudantenpaare stehen ihm zur Seite Rüdiger Anton mit Ehefrau Marlis, Werner Wehmhoff und Elke Lux, Wilhelm Keck mit Ehefrau Edith und Hermann Keck mit Ehefrau Theodore.
Als derzeitiger Alterspräsident fungiert Gustav Vortmmann aus Langen.
Talge, im Jahr 1989 (Rüdiger Anton, Schriftführer)